AKTUALISIERUNG DER VERWENDUNG VON PLÄTTCHENREICHEM PLASMA (PRP) BEI DER BEHANDLUNG DER KNIEARTHROSE

UPDATE ZUR VERWENDUNG VON THROMBOZYTENREICHEM PLASMA (PRP) IN DER BEHANDLUNG VON KNIEARTHROSE

DR JORDI JIMENEZ

Anfang 2024 veröffentlichte die Europäische Gesellschaft für Sporttraumatologie, Kniechirurgie und Arthroskopie (ESSKA) die Ergebnisse eines Konsensus von klinischen Experten und Spezialisten für Kniepathologie. Ziel dieses Treffens war es, evidenzbasierte Empfehlungen zur Verbesserung der Entscheidungsfindung und Indikationsstellung für die Behandlung mit plättchenreichem Plasma (PRP) bei Kniearthrose zu erarbeiten. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Aspekte dieser Konsensus- und Empfehlungsrunden zusammen.
 


 

A. Indikation von PRP bei Kniearthrose

1.-Heute gelten ausreichende klinische Belege für den Einsatz von PRP bei leichter bis mittelschwerer Kniearthrose. Bei schwerer Kniearthrose wird der Einsatz bei Patienten erwogen, die sich keiner Operation unterziehen möchten oder für die eine Operation nicht geeignet ist, wobei die Wirksamkeit jedoch möglicherweise eingeschränkt ist.

Bei Kniearthrose, die ausschließlich das Patellofemoralgelenk (zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen) betrifft, besteht Konsens über den Einsatz von PRP als alternative Behandlung, insbesondere im Frühstadium.

2.-Zu den Kontraindikationen der PRP-Behandlung, die größtenteils noch nicht ausreichend erforscht sind, zählt die Expertengruppe folgende auf:

  • Infektionen oder Probleme im zu injizierenden Hautbereich.
  • Aktive Allgemeininfektionen.
  • Aktive bösartige Neubildungen, wobei die Empfehlung auf Neubildungen mit oder ohne Metastasen, außerhalb oder auch entfernt vom Knie, ausgeweitet wird.
  • Thrombozytopenie (niedrige Thrombozytenzahl) oder Thrombozytose (hohe Thrombozytenzahl).
  • Koagulopathien (Blutgerinnungsstörungen).
  • Die Anwendung von Thrombozytenaggregationshemmern gilt als relative Kontraindikation, insbesondere bei Patienten ohne chirurgische Behandlungsmöglichkeiten. Die zu erwartende verminderte Wirkung nach der Verabreichung ist zu beachten.
  • Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn und andere entzündliche oder Autoimmunerkrankungen schließen die Verabreichung von PRP NICHT aus, obwohl bei diesen Patienten hohe Konzentrationen entzündungsfördernder Mediatoren im Plasma die Wirkung verringern können.

3.-Auch die Frage nach dem optimalen Alter für die PRP-Behandlung wurde aufgeworfen. Die meisten Studien berichten von einem Durchschnittsalter von 55 bis 65 Jahren. Es wird empfohlen, neben dem chronologischen Alter des Patienten auch andere Faktoren zu berücksichtigen. Höheres Alter ist eindeutig mit einem verringerten Ansprechen auf die PRP-Behandlung verbunden.

4.-Bei Kniearthrose in der Entzündungsphase mit Gelenkerguss deuten Studien darauf hin, dass die entzündungshemmende Wirkung von PRP dessen Anwendung unterstützt. Es besteht Einigkeit darüber, dass zuvor eine Arthrozentese (Punktion des Gelenkergusses) durchgeführt werden sollte.

5.-Bei Patienten, deren Kniearthrose-Symptome nach einer erfolgreichen PRP-Behandlung wiederkehren, halten Experten eine erneute Behandlung für akzeptabel.

6.-Es gibt nicht genügend Studien zum präventiven Einsatz von PRP bei früher asymptomatischer Kniearthrose. Obwohl präklinische Studien auf eine chondroprotektive Wirkung von PRP im Knie hinweisen, sind sich Experten einig, dass es nicht genügend Evidenz gibt, um den präventiven Einsatz von PRP bei Knien mit früher asymptomatischer Arthrose zu rechtfertigen.

7.-Mehrere Studien belegen den kurzfristigen symptomatischen Nutzen einer Kortikosteroidbehandlung bei Kniearthrose. Dieser Nutzen ist jedoch nicht ohne Nebenwirkungen, einschließlich Chondrotoxizität (Knorpelabbau), insbesondere bei mehreren Behandlungszyklen.

Vergleichsstudien mit der PRP-Behandlung zeigen, dass letztere hinsichtlich der langfristigen Linderung der Kniearthrosesymptome der Kortikosteroidbehandlung überlegen ist. Experten sind sich einig, dass die PRP-Behandlung wirksamer ist und die Nebenwirkungen von Kortikosteroiden vermeidet, was sie zu einer sichereren Behandlungsalternative macht.

8.-Es gibt mehrere Studien, die die Wirksamkeit von PRP mit Hyaluronsäure bei der Behandlung von Kniearthrose vergleichen. Die meisten Studien sprechen sich hinsichtlich Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit der klinischen Verbesserung für PRP aus. Daher besteht Konsens darüber, dass PRP gegenüber Hyaluronsäure bevorzugt wird.

9.-Obwohl die PRP-Behandlung auf präklinischer Ebene einige modifizierende Effekte auf die Kniearthrose zeigt, erkennt die Expertengruppe auf der Ebene des Knorpels und der Synovialmembran an, dass die vorhandenen wissenschaftlichen Beweise nicht ausreichen, um davon auszugehen, dass die Verwendung von PRP bei Kniearthrose irgendeinen modifizierenden Effekt auf den Krankheitsverlauf hat.

B. Vorbereitung und Arten von PRP

1.-Bezüglich des Vorhandenseins oder Fehlens von Leukozyten im Präparat (leukozytenreiches PRP (LR-PRP) oder leukozytenarmes PRP (LP-PRP)) spricht sich die Expertengruppe gegen die Verwendung eines Typs aus und hält beide Präparate für die Behandlung von Kniearthrose für geeignet.

2.-Bezüglich der Anzahl der Thrombozyten oder Thrombozytenkonzentrate im Präparat ist die Konsensusgruppe der Ansicht, dass kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Anzahl der im Präparat enthaltenen Thrombozyten und dessen klinischer Wirkung nachgewiesen wurde. Daher stellt sie fest, dass optimale Thrombozytenbereiche für die Behandlung von Kniearthrose derzeit nicht definiert werden können.

3.-Bezüglich des Volumens des PRP-Präparats sind sich die Experten einig, dass es in der Literatur keine Hinweise auf das optimale zu infiltrierende Volumen des Präparats gibt; dieses kann zwischen 2 und 12 ml variieren. Die Größe des zu behandelnden Knies wird berücksichtigt.

 

C. PRP-Behandlungsprotokoll

1.-Bezüglich der Anzahl der PRP-Injektionen pro Zyklus bei der Behandlung von Kniearthrose empfiehlt die Konsensusgruppe zwischen zwei und vier Injektionen pro Zyklus.

2.-Obwohl in der Literatur kein optimaler Zeitraum angegeben ist, hält die Konsensusgruppe einen Zeitraum von ein bis drei Wochen für akzeptabel.

3.-Es wird empfohlen, zwei Wochen vor und in der Woche nach der PRP-Injektion auf die Anwendung von NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) zu verzichten. Falls Schmerzmittel erforderlich sind, können Paracetamol, Metamizol oder Tramadol, die keine entzündungshemmende Wirkung haben, eingesetzt werden.

4.-Es gibt keine hochwertigen Studien zur Anwendung von Lokalanästhetika vor PRP-Injektionen bei der Behandlung von Kniearthrose. In-vitro-Studien bringen die Anwendung von Lokalanästhetika mit einer verminderten Thrombozytenfunktion und in der Folge einer verminderten Wirkung des injizierten PRP in Verbindung. Die Konsensusgruppe empfiehlt die Verwendung intraartikulärer Lokalanästhetika bei der PRP-Injektion nicht, ist sich jedoch über deren subkutane Verabreichung vor dem Eingriff einig.

5.-Die Expertengruppe empfiehlt die Verwendung von Antibiotika während der PRP-Gabe bei Kniearthrose nicht.

6.-Bezüglich der Ernährung in den Tagen vor der PRP-Behandlung empfiehlt die Konsensusgruppe, mindestens 24 Stunden vor der Blutentnahme fettreiche Speisen und 48 Stunden vor der Behandlung keinen Alkohol zu konsumieren.

7.-Bezüglich der Anwendung von Kortikosteroiden in Verbindung mit der PRP-Behandlung wird empfohlen, die beiden Behandlungen zeitlich zu trennen. Bei Patienten mit vorheriger Kortikosteroidbehandlung sollte die PRP-Injektion um mindestens sechs Wochen verschoben werden.

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