
Habe ich Gelenkhypermobilität? Lernen Sie die Beighton-Kriterien
- 17/06/2025
Habe ich Gelenkhypermobilität? Lernen Sie die Beighton-Kriterien kennen
Ligamentäre Hypermobilität, auch Gelenkhypermobilität genannt, bezeichnet einen größeren Bewegungsumfang der Gelenke als normal. Diese Gelenkflexibilität kann erblich bedingt sein und, obwohl sie nicht immer Probleme verursacht, bei jungen Erwachsenen zu verschiedenen Erkrankungen des Bewegungsapparates führen. Hypermobilität ist häufig mit chronischen Gelenkschmerzen, Muskelermüdung und einer erhöhten Anfälligkeit für Verletzungen wie wiederkehrende Verstauchungen und Gelenkverrenkungen verbunden. Die Hauptursache liegt in einer erblichen Veränderung der Kollagenfasern, die zu einer verminderten Festigkeit der Weichteile des Gelenks (Bänder, Sehnen und Kapseln) führt. Dies führt zu einer verminderten Festigkeit und erhöhten Instabilität der Bänder, Sehnen und Gelenkkapseln.
Woher weiß ich, ob ich Hypermobilität habe? Erklärung der Beighton-Kriterien
Um Gelenkhypermobilität zu identifizieren und zu quantifizieren, verwenden medizinische Fachkräfte die Beighton-Kriterien. Diese einfache und nichtinvasive Methode bewertet die Gelenkbeweglichkeit anhand von insgesamt 9 Punkten. Ein Wert von vier oder mehr in diesen Kriterien gilt als Hinweis auf eine generalisierte Bänderhypermobilität. Der Beighton-Test ist das am häufigsten verwendete Instrument zur Erkennung von Bänderhypermobilität.
Die Beighton-Kriterien umfassen die folgenden Tests, die bei positivem Ergebnis jeweils einen Punkt ergeben:
- Ellenbogenüberstreckung (mehr als 10°): Der Untersucher positioniert den Arm des Probanden in Streckung und achtet auf eine Überstreckung des Ellenbogens von mehr als 10 Grad. Beide Ellenbogen werden bewertet und ergeben 2 Punkte (1 für jeden Ellenbogen).
- Passive Daumen-Unterarm-Apposition: Bei gebeugtem Handgelenk versucht der Untersucher, den Unterarm mit dem Daumen zu berühren. Dieser Test wird an beiden Händen durchgeführt und ergibt 2 Punkte (1 für jeden Daumen).
- Passive Streckung des kleinen Fingers (fünfter Finger) über 90°: Die Handfläche liegt vollständig auf einer Unterlage. Der kleine Finger wird daraufhin untersucht, ob er passiv über 90° gestreckt werden kann. Dieser Test wird an beiden kleinen Fingern durchgeführt und ergibt 2 Punkte (1 für jeden Finger).
- Überstreckung der Knie (10° oder mehr): In Rückenlage prüft der Untersucher, ob das Knie um 10° oder mehr gestreckt werden kann. Dieser Test wird an beiden Knien durchgeführt und ergibt 2 Punkte (1 für jedes Knie).
- Vorwärtsbeugung des Rumpfes mit den Handflächen auf dem Boden, ohne die Knie zu beugen: Der Proband muss sich nach vorne beugen und versuchen, die Handflächen vollständig auf dem Boden zu platzieren, wobei die Knie vollständig gestreckt bleiben. Dies ist ein einzelner Test und ergibt 1 Punkt.
Die maximale Gesamtpunktzahl für die Beighton-Kriterien beträgt 9 Punkte, da vier Gelenkpaare (entsprechend 8 Punkten) und ein einzelnes Rumpfmanöver (entsprechend 1 Punkt) bewertet werden. Ein Wert von 4 oder mehr gilt als positiv für Beighton.
Prävalenz von Hypermobilität: Ist sie bei jungen Erwachsenen häufig?
Gelenkhypermobilität ist eine relativ häufige Erkrankung, die in verschiedenen Bevölkerungsgruppen auftritt. Frauen sind nachweislich häufiger betroffen als Männer. Die Häufigkeit nimmt mit zunehmendem Alter tendenziell ab, was auf einen Zusammenhang mit der Reifung und der natürlichen Stärkung der Gelenkstrukturen hindeutet.
Symptome und Komplikationen der ligamentären Hypermobilität: Über die Flexibilität hinaus
Obwohl Hypermobilität asymptomatisch sein kann, kann sie sich bei jungen Erwachsenen mit einer Vielzahl von Symptomen und muskuloskelettalen Komplikationen manifestieren. Zu den klinischen Symptomen, die mit Hypermobilität in Zusammenhang stehen, gehören:
- Gelenk- und Muskelschmerzen: Arthralgie (Gelenkschmerzen), Gelenkergüsse, Schleimbeutelentzündung und sogar vorübergehende Arthritis. Muskelermüdung kann durch die zusätzliche Anstrengung der Muskeln zur Stabilisierung lockerer Gelenke entstehen.
- Gelenkinstabilität: Erhöhtes Risiko für Verstauchungen, insbesondere der Knöchel und Knie, Sehnenentzündungen und Episoden von Subluxationen (teilweise Gelenkverschiebungen) oder Gelenkverrenkungen (vollständige Verrenkungen).
- Fehlstellungen und Haltungsprobleme: Wie Plattfüße, idiopathische Skoliose (abnorme Krümmung der Wirbelsäule), Pectum excavatum oder Carinatum (Deformitäten des Brustkorbs) und Dorsolumbargie (Schmerzen im mittleren und unteren Rücken).
- Vorzeitiger Gelenkverschleiß: Langfristig kann Instabilität zu erhöhtem Knorpelverschleiß beitragen und so in jüngeren Jahren zu Arthrose führen.
- Assoziierte Syndrome: In manchen Fällen kann Hypermobilität ein Schlüsselsymptom für komplexere Bindegewebssyndrome sein, wie z. B. das Benigne Hypermobilitätssyndrom (BJHS), das Ehlers-Danlos-Syndrom (hEDS) oder das Marfan-Syndrom.
- Systemische Manifestationen: Neben muskuloskelettalen Problemen wird Hypermobilität mit Kapillarfragilität, Myopie, hohem Gaumen, Krampfadern und bestimmten Symptomen wie Blepharoptose (hängenden Augenlidern) und Angstzuständen in Verbindung gebracht.
Management und Lebensqualität: Die Herausforderungen der Hypermobilität meistern
Das Verständnis der Auswirkungen ligamentärer Hypermobilität ist entscheidend für ein effektives Management und die Verbesserung der Lebensqualität junger Erwachsener. Hypermobilität ist per se nicht heilbar, da sie ein konstitutionelles Merkmal ist. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Vorbeugung von Komplikationen und der Linderung der Symptome. Ein Behandlungsplan kann Folgendes umfassen:
- Muskelaufbau: Unverzichtbar, um Gelenkinstabilitäten auszugleichen und die Gelenke besser zu stützen und zu stabilisieren.
- Haltungskontrolle und Ergonomie: Eine korrekte Körperhaltung im Alltag und die Verwendung ergonomischer Stützen können Gelenküberlastungen reduzieren und Schmerzen vorbeugen.
- Physiotherapie: Spezifische Trainingsprogramme, Propriozeptionstechniken und Rehabilitation zur Verbesserung von Stabilität, Gleichgewicht und Schmerzlinderung.
- Aufklärung und Körperbewusstsein: Lernen, sich der Gelenkgrenzen bewusst zu sein und Überdehnungen oder extreme Bewegungen zu vermeiden, die zu Verletzungen führen können.
- Schmerzmanagement: Strategien zur Behandlung chronischer Schmerzen.
Eine frühzeitige Diagnose und ein multidisziplinärer Ansatz, der Rheumatologen,Traumatologen, Physiotherapeuten und andere Spezialisten einbeziehen kann, sind unerlässlich, um jungen Erwachsenen ein erfülltes und aktives Leben zu ermöglichen, die mit Gelenkhypermobilität verbundenen Komplikationen zu minimieren und ihre Gelenkgesundheit und ihr allgemeines Wohlbefinden zu optimieren.