
Schulterverletzungen beim Gewichtheben II: Kapsel-Lambral-Verletzungen
- 14/11/2023
Wie bereits im vorherigen Artikel erläutert, besteht olympisches Gewichtheben aus zwei Disziplinen: dem Reißen und dem Stoßen.
Beim Reißen wird die Langhantel mit gestreckten Armen in einer einzigen Bewegung vom Boden über den Kopf gehoben. Die Stange wird horizontal vor den Beinen des Hebers platziert, mit einem Oberhandgriff gegriffen und auf Hüfthöhe angehoben. Anschließend geht der Heber in die Hocke und streckt die Arme, bis beide Arme senkrecht über dem Kopf gestreckt sind. Diese Übung ist die technisch anspruchsvollste im Gewichtheben.
Beim Stoßen wird die Langhantel mit einer Kniebeuge (Reißen) vom Boden bis zu den Schultern gehoben. Anschließend wird der Stoß wieder in den Stand gebracht, und die zweite Phase (Stoß) wird mit einem Beincurl und dem Anheben der Langhantel über die Schultern mit gestreckten Armen eingeleitet.
Diese biomechanischen Belastungen unter intensiven Belastungsbedingungen, in extremen Gelenkpositionen und wiederholt auftretenden Belastungen sind ein ideales Verletzungsrisiko.
Chronische Verletzungen des Kapsel-Labrum-Komplexes
Chronische Verletzungen des Kapsel-Labrum-Komplexes betreffen alle Sportler mit Überkopfübungen, auch Gewichtheber. Verschiedene Studien haben ergeben, dass bis zu 35 % der Verletzungen bei Gewichthebern im Kapsel-Labrum-Komplex auftreten. Es besteht Einigkeit darüber, dass chronische und wiederholte Belastungen dieses Kapsel-Labrum-Komplexes Kapselspannungen, versteckte Instabilitäten und anhaltende Schmerzen verursachen.
Der Wunsch von Gewichthebern, Kraft und Muskelhypertrophie (Zunahme der Muskelmasse) in größeren Muskeln aufzubauen, führt oft dazu, dass die für Stabilität und Beweglichkeit verantwortlichen Muskeln vernachlässigt werden. Eine gute Schulterfunktion erfordert ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Beweglichkeit und Kraft der verschiedenen Muskelgruppen, die während der Übungen synchron arbeiten. Trainingsroutinen, die auf eine bestimmte Muskelgruppe ausgerichtet sind, können dieses Gleichgewicht stören.
Kombinieren diese einseitigen Trainingsroutinen mit repetitiven Belastungen und ungünstiger Körperhaltung, steigt das Risiko von Labrumverletzungen in Form von Funktionsstörungen der Kapsel-Labrum-Verbindung, Labrumrissen oder Schulterinstabilität.
Übungsvarianten zur Verletzungsprävention
Angesichts der Prädisposition von Gewichthebern zu chronischen Schmerzen und Schulterfunktionsstörungen ist es wichtig, die Risiken bestimmter Übungen und die möglichen Modifikationen zur Verletzungsprävention zu verstehen.
Obwohl der Zusammenhang zwischen einer bestimmten Übung und einer bestimmten Verletzung in der Literatur nicht eindeutig geklärt ist, beschreiben einige Autoren eine Reihe von Pathologien im Zusammenhang mit dem Bankdrücken. Eine ungünstige Positionierung der Rotatorenmanschette, der schnelle Wechsel zwischen konzentrischer und exzentrischer Muskelkontraktion sowie repetitive Kräfte können zu Rotatorenmanschettenverletzungen und Verletzungen des hinteren Labrums führen. Andererseits wurden in der Literatur bilaterale Glenohumeralluxationen im Zusammenhang mit dem Bankdrücken beschrieben.
Andere Autoren haben zusätzliche Variationen der Bankdrücktechnik vorgeschlagen, um die Schulter von Gewichthebern mit diagnostizierter Rotatorenmanschettentendinopathie, acromioklavikulären Problemen, Instabilität oder Labrum-/Bizeps-Pathologie zu schützen:
- Ein enger Griff beim Bankdrücken reduziert die Schultertorsion und minimiert die Schulteradduktion und -extension.
- Ein höherer Brustkontaktpunkt oberhalb des Schwertfortsatzes reduziert zudem die Schultertorsion.
- Bei posteriorer Instabilität ist ein breiterer Griff von Vorteil und die Vermeidung maximaler Wiederholungen aufgrund von posterioren Kapsel- und Labrumspannungen ist so weit wie möglich sinnvoll.
Eine weitere häufig von Gewichthebern ausgeführte Übung ist das Schulterdrücken. Präventive Empfehlungen für diese Übung umfassen das Vermeiden des Absenkens der Hantel in den Nacken und das Zurücklehnen um 30° während der Übung.
Die Behandlung dieser chronischen Schulterprobleme basiert auf einer Anpassung des Trainingsplans, symptomatischer Behandlung und Physiotherapie. Die Vermeidung risikoreicher Übungen und die Stärkung der stabilisierenden Muskulatur sind unerlässlich. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen kann in vielen Fällen eine Operation vermieden werden.